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Da geh ich lieber Eis essen.

Eine Kräftigung brauche ich jetzt. Nicht nur eine kleine Kugel, nein nein. Das wäre zu wenig. Denn das war schon ein seltsames Erlebnis am Samstagnachmittag. Also beehre ich den Gelato-Dealer des Vertrauens. Ein Becher ist fällig, ein pickepackevoller Eisbecher. Der Blutzucker muss gepuscht werden, um die Laune zu halten, um die Reizbarkeit abzubauen. Was war geschehen?

 

Ich gestehe. Ja, ich war bei einer grünen Mitgliederversammlung. Mal wieder, nach mehreren Jahren. Neuer Kreisverband, neuer Versuch, denn das Austrittsschreiben ist ja nie abgeschickt worden.  Nicht zuletzt, weil die grundsätzliche Richtung des Vereins immer noch richtig ist. Auch weil Robert Habeck der beste Politiker, nicht nur der Grünen, sondern Deutschlands ist und einen hervorragenden Job macht. Und weil man wegen so mancher Unzulänglichkeiten, auch wegen so manch schrecklich ungeeignetem Personal nicht einfach das Weite sucht. Aber hier machen sie es dem Gutwilligen nicht wirklich leicht. Wortmeldungen werden mit verfahrenstechnischen Tricks abgebügelt. Kann man so machen. Ist aber Mist.

Eine Versammlung einer politischen Partei ohne politische Diskussion? Das sind die Grünen. Ist auch Mist. Dafür gibt’s aber: Männerdiskriminierung. 

Der Reihe nach.

 

Begonnen mit der üblichen grünen Wurstigkeit und Verspätung, darf ein heimischer Kandidat zum Europaparlament fünf Minuten lang ein paar steile, wenn auch nicht unbedingt falsche Thesen in den Äther stellen – allerdings ohne  Debatte, ohne die Möglichkeit, sich anschließend darüber auszutauschen und mehr von ihm und seiner Politik zu erfahren. Der Beobachter wundert sich, doch sämtliche Anwesenden und Anwesendinnen nehmen stumm zur Kenntnis.

Nächster Punkt, ein Antrag zu Städtepartnerschaften mit Städten der Ukraine. Auch nicht falsch. Vielleicht aber eine Gelegenheit, die aktuelle politische Lage rund um den Krieg in der Ukraine und die Folgen für Europa/Deutschland/Berlin/Spandau zu analysieren?  Auch wieder falsch gedacht – die Wortmeldung des hier Schreibenden wird mit der Begründung nicht zugelassen, dass sich keine Frau zu Wort gemeldet habe und somit ein einzelner Beitrag eines Mannes nicht zugelassen werden könne. Verwunderung. Große Verwunderung. Und mehr. Verärgertes Kopfschütteln. Aber der Rest der Versammlung macht den Blödsinn mit.

Dann werden Finanzen in aller Ausführlichkeit vorgestellt und besprochen. Für Wahlkampf werden Leute gesucht, zum Plakate aufstellen undsoweiterundsofort. 

Resümee: Deutsche Organisationshelden, piefige Pfennigfuchser, kleinkarierte grüne Blase. Jeder Kleingarten- und Kaninchenzuchtverein hat mehr politischen Anspruch.

Selbst über die aktuelle Landespolitik, die Fehler von CDUSPD-Senat, auch die bevorstehende Landesdelegiertenkonferenz der Grünen hätte gesprochen werden können.

Aber: nüschte. Njet. Nada. Niente.

Man fasst es nicht. 

Danach war noch gemeinschaftliches Kaffeetrinken und Kuchenessen angesagt. Ich hab’s mir geschenkt. 

Und ich sichere zu: Ich mach’s nicht wieder.

Lieber geh ich Eis essen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Barbara (Samstag, 20 April 2024 18:29)

    Bin angetan und amüsiert über deinen distanzierten und ironischen Blick aufs Geschehen!
    Lg us Kölle