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Neue Heimat.

Umzug. Neuer Stadtteil. Orientieren, erkunden, erobern. Der tägliche Bedarf ist schnell gedeckt, die üblichen Supermärkte stehen um die Ecke bereit. Auch mehrere Burgerbrater, Späti-Läden, Bäckereien, ein Obst- und Gemüsetürke, selbst ein Juwelier und ein Fitnessstudio. Ein Kaffeeladen lockt mit Kaffeeduft, die Gelateria hat leider noch bis mindestens März geschlossen. Restaurants. Eine Bratwurstbude. Mehrere Blumenläden, wie üblich in vietnamesischer Hand. Spielende Kinder, kläffende Hunde, rollatorende Omis. 

Ein verwahrloster Parkplatz. Ein Einrichtungsmarkt, leider heute mit etwas Drittweltanmutung – dahinter jedoch versteckt sich bundesdeutsche Geschichte: vor 60 Jahren war hier die erste moderne Einkaufsmall Deutschlands.

Bänke an einer sechsspurigen Straße, die nicht unbedingt zum Verweilen einladen. Müll, Flaschen, Plastiktüten, Kippen. Irgendjemand füttert täglich die Tauben, die hier zu Dutzenden ihre Runden drehen. Bäume sind entfernt und nicht wieder eingesetzt worden – der Bezirk erfüllt nicht seine Aufgaben. Daran wird zu arbeiten sein.

Kleine Grünflächen, lange Häuserreihen. Unesco-Weltkulturerbe, berühmte Bauhaus-Architekten habe hier ihre modernen Ideen schon in den 1920er Jahren umgesetzt. Kurz dahinter die grüne Lunge, der Park. Breite Wege, Waschbären, Hochseilgarten, Kultur mit Biergarten. Ein Freibad, also ganz in der Nähe, was man woanders in der Stadt suchen und suchen und suchen muss. Ruhe, Sirenengeheul nur in der Ferne, Jogger hecheln, Blätter rauschen, Enten quaken. Mittendrin und gleich weit weg.

Zurück durch spärlich beleuchtete Straßen. Dann Blumen im Fenster, Tisch und Bänke draußen, Leuchtstreifen, kleine Lämpchen fordern auf, genauer hinzuschauen.  Die Tür steht offen. Dartpfeile sausen, Fernseher plärren. Nette Begrüßung, kaltes Bier. Ein kleiner Eck-Altar, schwarz gelb, das bekannte Logo. Heimatverein.  So muss es ein. Hier wird man öfter sein, die Melodie hören. Im Melody. In Siemensstadt.

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