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Böiger Wind

Böiger Wind, also ‘ne steife Brise, wie man hier sagt, dazu weiße Schön-Wetter-Wölkchen am blauen Himmel, Mövengeschrei. Kaum aus der Bahn gestiegen kannst Du Dich schon mittendrin fühlen, hier in der nördlichsten Stadt Deutschlands. Dänemark ist nur einen Steinwurf entfernt, Handball ist die alles überragende Sportart im Städtchen. Flensburg also. Idyllisch gelegen an der Flensburger Förde, mit Museumshafen, Fischhütte, Piratennest und einem Ausflugsboot, das z.B. an den dänischen Ochseninseln vorbei nach Glücksburg übersetzt. Dänemark ist nah und die dänische Minderheit stark, fast jeder spricht hier neben deutsch auch dänisch oder auch plattdütsch. Eigenwillig sind sie hier, schon immer gewesen. 

Bekannt ist das rund 90.000 Einwohner-Städtchen ja vor allem für die von jedem Autofahrer gefürchteten und vom Kraftfahrt-Bundesamt gespeicherten „Punkte in Flensburg“. Daneben gelangte in den 60er und 70er Jahren der Erotikversandhandel von Beate Uhse mehr oder weniger Berühmtheit, heutzutage ist dem Konsumenten vor allem das Flensburger Bier bekannt. Der Handballverein SG Flensburg-Handewitt sorgt durchaus immer mal wieder für Furore in der Handballwelt. In der Geschichte eingegangen spielte Flensburg ein paar Tage eine unrühmliche Rolle durch den Sitz der letzten Reichsregierung 1945 unter Karl Dönitz. Mittlerweile jedoch ist der grenzüberschreitende Europagedanke vorherrschend – nicht zuletzt durch die über 9000 Studentinnen und Studenten der Europa-Universität Flensburg. 

Unaufgeregt – das ist einer der ersten Eindrücke beim Gang vom Bahnhof in die Stadt.  Nordisch zurückhaltend. Man könnte auch sagen: reserviert. Der ganze Charme erschließt sich erst nach und nach beim Bummel durch die Einkaufsstraße. Zahlreiche guterhaltene Bürgerhäuser säumen die breite Fußgängerzone, kleine Geschäfte, interessante Stichstraßen und Hinterhöfe. Herausragend: die Rote Straße. Pittoresk. Kunst und Gewerbe und Kunstgewerbe und Marzipan und Weingeschäft und wieder Deko und Karten und ein zuckersüßer Hofladen und das älteste Rumgeschäft und – man weiß gar nicht wo und wie man zuerst einkehren soll. Am besten das nordische Motto „Immer mit der Ruhe“ beachten – und dann nacheinander die Kleinode entdecken.  

Die See plätschert an den Kai, Wind pfeift durch Masten und Seile. Es riecht, wie es an der See riechen muss – würzig, salzig, es riecht nach Meer. Zahlreiche Kähne liegen hier, warten auf besseres Wetter oder auf die nächste Freizeit ihrer Kapitäninnen oder Kapitäne. Auf der anderen Seite der schmalen Förde säumen Restaurants, Kneipen und Pubs die Straße. Fisch natürlich, wie sollte es anders sein, Fisch steht ganz oben auf der Speisekarte, in allen Variationen. Und so exzellent, dass man sich die Finger leckt. 

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