Ich übe. Erste Übungseinheit. Köln, Südfriedhof.
Das ausgesuchte Übungsobjekt: eine Parkbank, etwa 1 Meter fünfzig breit, Drahtgeflecht an Stahlrohren, unverrückbar im Pflaster eingelassen, liegt im leichten Schatten. Mehrere alte, Schatten spendende Bäume stehen im Halbrund um eine Gruppe von ähnlichen Bänken. Hellgrün schimmern und tanzen die Weidenblätter in der Sonne.
Am Himmel über der Stadt brummt vernehmlich eine Passagierflugzeug, auf der gegenüberliegenden Straßenseite eilen Polizei und Krankenwagen, Radfahrerinnen jeden Geschlechts und Alters trotzen der Hitze mit gemächlichem Tempo, Autos schleichen über den Asphalt, Rollatoren werden geschoben, Gießkannen getragen, Mütter untergehakt, Kinder quängeln im Kinderwagen.
Eine italienische Familie verabschiedet offensichtlich ein beliebtes Familienmitglied, alle schwarz gekleidet, rote Blumen über Blumen, Tränen über Tränen, Worte Worte Worte!!
Ansonsten: Stille, Geschlurfe, Gemurmel.
Weitere Übungsutensilien: eine Waffel, eine Kugel Eis, Zitrone. Und: Zeit.
Ich übe, erste Lektion. In einem Jahr werde ich vielleicht wieder hier sitzen. Dann als Rentner. Mal sehen, ob das so klappt.
Für heute kann ich sagen: geht/ läuft/ passt. Ist ok. Zeit verbringen, gucken, schlecken. Den Tag genießen.
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