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Windige Tage und Spezielles vom Seehasen

Die eiszeitlichen Gletscher haben hier ganze Arbeit geleistet. Sollten hier wirklich mal in grauer Vorzeit irgendwelche höheren Erhebungen herumgestanden haben, so sind sie abgeschliffen, verteilt bis in die Uckermark oder in norddeutsche Tiefland, wo man heute noch sogenannte Findlinge, also große Steine aus Granit, finden kann. Hier jedoch: sanfte grüne Hügel so weit das Auge blicken kann. Und das kann weit blicken. Denn die höchste natürliche Erhebung ist der sich auf erhabene 170 Meter reckende Möllehöj in Mittjyland. Von Dänemark ist hier also die Rede. 

Wenig stört hier den weiten Blick. Das Land zwischen Nord- und Ostsee liegt zwar nicht gerade flach wie ein Kinderpopo im südlichen Skandinavien herum, aber große Anstrengungen sind aufgrund der Topografie beim Radfahren oder Wandern dann doch nicht zu befürchten. Dann trägt schon eher der ständige Wind dazu bei, dass sportliche Aktivitäten anstrengend werden können – der Wind bläst natürlich immer von vorne. Was kein Wunder ist, denn das Meer ist offensichtlich von jedem Punkt in Dänemark nie weiter als 100 Kilometer entfernt, wie uns Freund Thorben verrät. Mehr Meer ist fast nirgends und die Strände sind - zumindest nach Ansicht der Dänen - die schönsten Europas! Sturmerprobt sind sie also, die Dänen, die alten Wikinger. Doch vom Bild der rauflustigen, bärtigen Eroberer und Eroberinnen ist heute wenig bis nichts geblieben. Eher das Gegenteil ist der Fall, angenehm ruhig fließt der Autoverkehr dahin, schmucke Wohnsiedlungen wirken unaufgeregt gepflegt, der Strand darf hier einfach nur Strand sein und selbst der Hauptbahnhof der Hauptstadt ist für einen Kummer gewöhnten Berliner fast schon zu langweilig sauber und aufgeräumt. Vielleicht ist das dieses berühmte „hyggelig“, von dem immer so viel die Rede ist? 

Bemerkenswert dagegen: die Preise. Für eigentlich alle Produkte liegen sie um viele Prozente höher als in den heimischen Kaufparadiesen. Von Restaurantbesuchen raten die Einheimischen ebenfalls eher ab – die Preise zu hoch und der Qualität nicht angemessen. Also wird bei Freunden zuhause gespiesen. Maria kredenzt kleine rosarote Kügelchen, die nach Meer und Salz schmecken: Seehasenrogen, eine seltene Delikatesse, die nur in wenigen Wochen des Jahres bei ausgesuchten Händlern zu erhalten ist. Das muss man schon mögen.

Es ist ja nicht so, dass es keine kulturellen oder geschichtlichen Überschneidungen mit dem kleinen Nachbarland im Norden geben würde; man nehme die deutsche und die dänische Minderheit diesseits und jenseits der Grenze mit Sitzen auch im Parlament, man nehme die wechselvolle Geschichte. Aber kann jemand aus dem Stand ein paar Städte benennen neben der Hauptstadt Kopenhagen? Ja gut, Aarhus vielleicht, und dann? Was ist mit Roskilde? Von Hamburg aus auf dem Weg kurz vor Kopenhagen gelegen und Ort des berühmten Festivals. Oder was ist mit Helsingör? Ort des Shakespearschen Hamlet-Dramas. Oder mit Skagen? Dort wo Ost- und Nordsee zusammenfließen und die Wellen sich überlappen. Oder: wer hätte daran gedacht, dass zum Königreich von Königin Margarete auch die beiden Länder Färöer-Inseln und Grönland gehören? 

Man sollte sich ja wirklich mal aufmachen zu einer Entdeckungsreise. Und nicht nur im Strandhäuschen abhängen. Dazu noch zwei Gratis Tipps: das beste Eis der Welt soll es geben in Gilleleje, an der Nordspitze von Seeland; beeindruckend auch Museum und Haus und Garten der Schriftstellerin Karen Blixen in Rungsted nördlich von Kopenhagen. Dort könnte man dann anschließend noch im netten kleinen Hafen abhängen und rüberschauen nach Schweden, das nur einen Steinwurf entfernt scheint, kleine große und noch größere Segel- und Motorjachten bestaunen, dem Geschrei der Möwen lauschen oder mit den letzten Kronen (jaja, kein Euro) eine leckere Schokolade schlürfen. Man könnte, ja ja, man muss es nur machen.

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