· 

Kleiner Reiter

Ein kleiner Mann auf einem hohen Ross. Das kommt Ihnen bekannt vor? Eben, gibt’s schon lange. Und manche sind auch noch in Stein gemeißelt. So der „Reiter“ im Bamberger Dom, bei dem immer noch gerätselt wird, wen er eigentlich darstellen soll. Wichtig wird er schon gewesen sein, der kleine Mann. 

Hat man ja heute auch noch… kleine Männer. Männer mit einer Länge unter einssiebzig sind in aller Regel mit Vorsicht zu genießen, so sagt man. Man schaue in Vorstandsetagen großer Firmen, in TV und Theater oder in die Politik – und sieht, wer sich da so alles größer macht und empor reckt, um endlich mal über die anderen (Männer und Frauen…) hinwegsehen und -regieren zu können. 

Diesem einen kleinen Mann aus grauer Vorzeit jedoch hat irgendwer dort im viertürmigen Bamberger Dom irgendwann ein Denkmal gesetzt, ein steinernes Denkmal. Es sei ihm gegönnt, als Einzigem. Denn die anderen setzen sich ihre Denkmäler ungefragt selbst. Durch große Bauten oder großen Unsinn, wie: große Kriege. Man denke an Napoleon, Putin und sonstige Konsorten. Klar, es gibt auch Ausnahmen -  auch Männer mit mehr Körperlänge können viel Unheil anrichten - der letzte US Präsident lässt zum Beispiel grüßen. Aber das nur am Rande. Denn hier soll es ja um Bamberg gehen.

Überhaupt keine Vorsicht muss man walten lassen bei anderen Genüssen in dieser bayrischen, nein, um genau zu sein, in dieser fränkischen Stadt. Leberkäse vom Feinsten, Schäufele und Bratwurst und vor allem Rauchbier bieten sich an zum Genuss. 

Das rauchige Bier ist zwar nicht jeder Mann und jeder Frau Sache und Geschmack. Doch es gibt genügend, die Gefallen und Geschmack daran gefunden haben: in den Gassen rund um die Brauhäuser  stehen sie an Wochenenden zu Hunderten und genießen die leckere braune Brühe. 

Zu früheren Zeiten war das gar nicht mal so selten, dass Bier nach Rauch schmeckte, wurde die Gerste doch über einem Feuer gedarrt, also getrocknet – und erhielt dadurch die rauchige Note. In Bamberg hat sich die Tradition dieses Herstellungsverfahrens in zwei Brauereien erhalten; darüber hinaus experimentieren die jungen Wilden der Branche, die Craft-Bier Brauerinnen, auch hin und wieder mit dieser Geschmacksrichtung. Gewöhnungsbedürftig, aber durchaus ansprechend. Und Prost!

Bamberg, drei Stunden mit dem ICE von Berlin entfernt, idyllisch an der Regnitz gelegen, kurz vor deren Zusammenfluss mit dem Main, schaut in der Bahnhofsgegend noch so aus, wie sehr viele Klein- und Großstädte rund um ihren Bahnhof ausschauen - zweckmäßig, wenig gefällig, nullachtfuffzehn. Mit  Dönerbuden, Spielhallen und viel Straßenverkehr. Macht man sich dann aber auf den Weg in Richtung Stadtzentrum, winken von Ferne schon die Türme des Doms, des alten Rathauses, die Silhouetten der Residenz und des Michaelisbergs mit seinem Kloster. Und nach und nach taucht man ein in eine charmante kleine Altstadt, einer der größten weitgehend unversehrt erhaltenen historischen Stadtkerne in Deutschland und als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Eine Altstadt, die viel Atmosphäre verströmt und zum schlendern und verweilen einlädt.  Schaut man sich die Geschichte an, so verfliegt der Charme schnell, denn die Stadt war ein Hotspot der sog. "Hexenverfolgung" im 17 Jahrhundert; ihre Bürger/innen taten sich bei Progromen gegen die jüdische Bevölkerung im 18./19./20. Jahrhundert hervor und auch bei der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 war man eher eifrig als zurückhaltend. Doch da hat sich viel geändert; die Unistadt ist heute weitgehend ergrünt und geschichtsbewusst.

Doch auch wenn die Grünen hier stärker sind als die CSU - in der ansonsten entzückenden Altstadt fällt auch Geübten das Radfahren sichtlich schwer, und es ist auch davon abzuraten, denn das Kopfsteinpflaster und die engen Gassen machen ein solches Vorhaben eher beschwerlich. Als Ausgleich führt dann mitten durch die Stadt der Mainradweg, und so ist die ca. 70.000 Einwohnerinnen zählende fränkische Metropole ein vortrefflicher Startpunkt für eine Tour durch Bierfranken und Weinfranken entlang der Schleifen des Mains. Natürlich nur, wenn man sich zuvor gestärkt hat für die "Strapazen" des Drahteselreitens: mit Leberkäs und Rauchbier.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0