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Eine andere Hauptstadt

Was macht man nicht alles mit einem verbilligten Bahn-Ticket? Na gut, nach Rom, London, Paris oder Wien fahren, das haut nicht hin. Aber ein paar Tage Münster besuchen, das geht. Also auf nach Münster, der westfälischen Perle. Kaum ist man aus dem Zug gestiegen machte das Städtchen seinem Ruf alle Ehre - Radfahrer von links, Radlerin von rechts, von hinten und quer, ratter ratter, klingel klingel. 

Natürlich schaut der interessierte Besucher (und auch die ...in) mehr als einmal am Principalmarkt vorbei, wirft mehrere Blicke ins historische Rathaus ("Westfälischer Frieden von 1648"), schaut sich die die Lamberti-Kirche mit ihren Wiedertäufer-Käfigen am Kirchturm außen von allen Seiten und natürlich auch von innen an, umkreist den Dom und die Uni und schlendert über Wochenmarkt und umkreist das Zentrum der Stadt über die geliebte Promenade. Und wer Glück hat kann im Botanischen Garten in der Sonne sitzen und die Ruhe genießen. 

Auch Anette, die bekannteste westfälische Dichterin, freut sich posthum auf einen Besuch. Die Burg derer von Droste-Hülshoff ist wirklich sehenswert, das kleine Museum lohnt sich anzuschauen und der Kuchen in der hauseigenen Gastronomie ist ebenfalls eine Wucht. 

Am besten nimmt die freundliche Besucherin mit ihrem Begleiter selbstverständlich für den Ausflug das Rad, auch wenn die Beschilderung machmal etwas konfus wirkt und der Wind, wie immer, von vorn kommt. Unterwegs genießt sie eine zeitlang die Ruhe und grüne Wiesen, Felder und kleine Wälder, bevor sie sich wieder in die Stadt begibt. Die ist zwar nicht groß - doch außerordentlich quirlig. Dort wimmelt es dann wieder vor Fahrrädern und Fahrräderinnen,  Studenten, Beamten, Nonnen, Geschäftsleuten, Touristen. Hier sind offensichtlich immer alle auf zwei Rädern unterwegs. Nicht umsonst wird die Stadt als Fahrradhauptstadt gerühmt. Zu Hunderten, ja tausenden standen und stehen ihre Vehikel dann auch herum in allen Formen, Farben und Ausführungen und natürlich parkten auch sie überall alles zu - doch im Gegensatz zu den stinkenden Blechkarossen beanspruchen die einzelnen Geräte so gut wie keinen Platz, sind abgasfrei, leise und halten fit. 

Wahrscheinlich regt so viel Radfahren auch den Appetit an, so dass es sich der gemeine Westfale und seine Westfälin bei ortsüblichen deftigen Gerichten wie Biersuppe, Töttchen oder Pfefferpotthast samt Pilsken zum Beispiel im "Kiepenkerl" oder bei der Brauerei "Pinkus" (das einzige Altbier Westfalens) gut gehen lassen kann. Wer mal einige Tage gemächlich ohne Hektik verbringen will, ist hier in der westfälischen Hauptstadt auf jeden Fall gut aufgehoben, nech!

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